Über Pausenboot



Ursprünglich waren wir Jugendliche mit und ohne Behinderungen, die nach der Konfirmandenzeit Lust hatten, sich weiterhin zu treffen und gemeinsam etwas „auf die Beine zu stellen“. Wir begannen auf Festen und Veranstaltungen Waffeln und Süßigkeiten gegen Spende anzubieten, um uns so ein kleines finanzielles Polster für weitere Unternehmungen zu schaffen. Schnell wuchs dadurch das Selbstvertrauen, sich gemeinsam in die Öffentlichkeit zu wagen.

Seit 2010 besteht dazu unser „Pausenboot e.V.“ dessen Name dabei sehr treffend für unsere Ziele steht:

“Pausen“: Ein „Markenzeichen“ unseres Angebots ist unser anderes Tempo. Unsere Kunden müssen und können mit uns entschleunigen, weil wir für alle Dinge länger brauchen. Meistens schalten die Kunden nach einem kurzen Überraschungseffekt sehr schnell um. Wenn sie sehen, dass sie es bei uns nicht mit belastbaren Profis zu tun haben, wächst sofort das Interesse. Die Kunden fragen oder lesen unsere Flyer und die Neugierde wird zu Staunen, was wir uns zutrauen und schon geschafft haben.


Das „Boot“ in unserem Namen ist ein schönes Symbol für alles was uns wichtig ist in unserem Verein Pausenboot, denn Boote gibt es für ganz unterschiedliche Zwecke:
Da gibt es Tretboote, Gummiboote und Schlauchboote mit denen man viel Spaß haben kann
Ruderboote für den Sport und Training von Kraft und Ausdauer
Paddelboote, um die Natur so richtig hautnah genießen, erleben und schützen zu können,
Segelboote, um den Wind um die Nase zu spüren – ein Gefühl von Freiheit
Angelboote um zu entspannen und auch für die Versorgung, wenn denn einer anbeißt . Und Fischerboote bedeuten Arbeit, sind ein Beruf
Dann gibt es noch Rettungsboote, sie sind Hilfe in Gefahr, Unterstützung im Ernstfall.

Zur Rettung aus Not sollten eigentlich auch die Boote der Flüchtlinge dienen, mit denen Menschen versuchen übers Mittelmeer aus Krisengebieten zu fliehen. Statt zu retten sind sie meistens selbst eine Gefahr für die Flüchtenden, weil sie nicht seetauglich sind.
Hausboote gibt es auch noch, auch bei uns: das Pausen-Haus-Boot oder Pausen-Boot-Haus – das ist irgendwie wie ein Hafen für alle Boote, hier kommt alles zusammen und von hier aus geht es los!
Auf jedem Boot kommt es darauf an, dass man zusammenhält, dass alle das gleiche vorhaben, dass man sich auf die Richtung einigt und dass man sich aufeinander verlassen kann.
Außerdem haben wir alle auf dem Boot keinen festen Boden unter den Füßen, sind auf andere angewiesen, hat jeder mal Angst und man bekommt Abstand zu allem, was sonst so ist. 



Unser Verein besitzt zwar kein eigenes Boot - aber dafür einen Bauwagen, den wir für unsere Zwecke zu einem rollenden Kiosk umgebaut haben. Seit 2012 sind wir in unserer Freizeit mit unserem „Pausenboot“ in und um Kiel unterwegs - mal für längere Zeit an festen Orten, mal immer überall und woanders - wie es uns gerade gefällt. Früher mit unserem berühmten Bauwagen. Zur Zeit mit einem kleinen Fahrradanhänger - mal sehen was unser nächstes "Mobil" wird...

Und dann ist da noch unserer Pausenhaus, als festen Rückzugsort und Wohnprojekt.


Die „Besatzung“ unseres Pausenbootes sind Jugendliche mit und ohne Behinderungen unterstützt von einigen Erwachsenen. Auf den ersten Blick kommen wir nur mit Angeboten zum Essen und Trinken. Den Unterschied zu einem Kiosk, wie man ihn kennt, entdeckt man erst bei näherem Hinsehen: Wer bei uns einkauft, lernt zugleich etwas über die Notwendigkeit von kleinen Pausen, Unterbrechungen und Verlangsamung im Alltag.

Die Jugendlichen betreiben den Kiosk: Von der Anfahrt zum Veranstaltungsort, Aufbau und Fertigmachen des Wagens, Bereiten der Speisen und Getränke, „Verkauf“ (Abgabe gegen Spende) der Angebote, Berechnen und Rückgabe von Wechselgeld, Reinigung und Abbau des Wagens bis zu gemeinsamen Einkäufen und Planungen.
Vielleicht, weil wir selbst Pausen brauchen – oder lernen mussten, dass es nicht ohne Pausen geht – können wir diese Erkenntnis fast unmerklich auch an andere weitergeben. Kunden, die ungeduldig sind oder uns mit ihrer Erwartungshaltung unter Druck setzen, merken sehr schnell, dass das nicht gut tut, weder uns, noch ihnen selbst.







Durch unsere gemeinsame Arbeit beim Pausenboot haben inzwischen alle so viel Selbstbewusstsein entwickelt, dass wir dieses nach außen tragen und sogar dafür werben können. So verunsichert es uns
nicht mehr, wenn wir eine Aufgabe an andere weitergeben, weil wir sie nicht bewältigen können (z.B. Wechselgeld errechnen). Im Vordergrund steht nicht mehr: ich kann das nicht, sondern: jeder macht das, was er/sie gut kann und lernt laufend Neues dazu.

Dafür haben wir schon viele Preise gewonnen und öffentliche Förderungen erhalten haben. Darunter:

- Kieler Inklusionspreis 2014
- Nominierung für den Bürgerpreis Schleswig-Holstein 2014 
- 1. Preis: Kirchlicher Inklusionspreis 2015
- 3. Preis: Kirchlicher Inklusionspreis 2019



Weitere Förderer sind:

Leitstelle für Menschen mit Behinderungen der Stadt Kiel